…und nicht die Disziplin steroidfressende Fleischberge, die das tägliche Training nur noch unter Betäubungsmitteln und Kokain absolvieren können, weil ihr Kopf längst vor den Schmerzen und der Belastung kapituliert hat. Gesund sind die meisten Profis heute ohnehin nicht mehr. Aufgeblähte Organe durch den permanenten Missbrauch von Wachstumshormonen, Bluthochdruck und eine ruinierte Leber dürfte bei diesen Herren und Damen die Regel sein. Aus der Luft gegriffene Behauptungen? Nein, wie beispielsweise dieses Interview zeigt. Dass solche Touren auf Dauer nicht jeder Körper übersteht, zeigt das Beispiel von Andreas Münzer, der sich im stattlichen Alter von 31 Jahren das Leben nahm. Natürlich nicht auf herkömmliche Weise, sondern mit einer Ladung verschiedenster Medikamente, die zur Wettkampfvorbereitung eines Profis dazugehören. Das Ergebnis des Drogen-Selbstversuchs liest sich bei Wikipedia so:
Andreas Münzer wurde bereits Monate vor seinem Tod von Magenschmerzen geplagt, die er erfolglos mit Rollkuren bekämpfte. Am 13. März 1996, ein Tag nach seiner Rückkehr aus den USA, wo Freunden bereits seine gedrückte Stimmung aufgefallen war, wurde Münzer ins Krankenhaus eingeliefert, da die Schmerzen unerträglich geworden waren. Man diagnostizierte eine Blutung im Bauchraum, die im Rahmen einer Operation gestillt werden konnte. Noch in derselben Nacht starb Münzer an multifunktionalem Organversagen.
Der Obduktionsbericht brachte folgendes zutage:
-In Münzers Leber befanden sich tischtennisballgroße Tumore, wie sie von anderen Anabolikamissbrauchsfällen bekannt sind, während die andere Hälfte der Leber nur noch aus einer bröseligen Masse, ähnlich Polystyrolschaum (Styropor), bestand.
-Zusätzlich wurde eine akute Vergiftung festgestellt, die möglicherweise auf ein Aufputschmittel zurückzuführen war.
Münzers Elektrolythaushalt war völlig aus dem Gleichgewicht geraten.
-Sein Körper wies einen extrem hohen Kaliumgehalt auf. Darüber hinaus wurden Spuren von rund zwanzig verschiedenen Medikamenten gefunden.
Mit Sport hat das nichts mehr gemein. Aber es gab Zeiten bevor Freaks wie Coleman ihre große Stunde hatten, auch vor Schwarzenegger, für den Steroide ebenfalls zum Trainingsalltag gehörten, und einem jungen Athleten aus Endinburgh, der sich später als James Bond einen Namen machte. (Wer es nicht erkannt hat: Nummer 24 ist Sean Connery.)
Wann genau Bodybuilding das Licht der Welt erblickte, lässt sich heute nicht mehr genau sagen. Die Ursprünge jedenfalls liegen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, was historisch gesehen kein Zufall ist. Die Industrialisierung sorgte für einen gesellschaftlichen Umbruch, der die angestammte Position des Mannes als Ernährer und Beschützer der Familie in Frage stellte. Schließlich waren es jetzt nicht mehr nur Männer, die an den Fließbändern in den Fabriken schufteten. Weil die klassische Männlichkeit auf dem Spiel stand, musste man(n) sich neue Domänen erobern. Manche zogen also los und erschossen nach Art ihrer Großväter Bären in den Wäldern, andere fanden in der Perfektionierung des männlichen Körpers ihre Bestimmung.