Beim Surfen im Netz bin ich heute auf eine interessante Diskussion gestoßen. Ausgangspunkt war die Frage eines Sportlers, ob es normal sei, dass er nach und teilweise schon während eines harten Trainings Übelkeit verspüre. Die Diskussion war zeitweise recht unterhaltsam, da einige wohlmeinenden Zeitgenossen den Fragenden sofort an einen Arzt verweisen wollten. Schließlich finde man auf jedem Sportgerät den Hinweis, dass man bei Schwindelgefühlen und Übelkeit sofort mit dem Training aufhören und sicherheitshalber einen Gott in Weiß aufsuchen solle. Letztendlich wurde das Problem von etwas erfahreneren Trainierenden aufgelöst und der Arztbesuch konnte abgewendet werden. Für mich aber dennoch Grund genug einen Artikel zum Thema zu schreiben, da es in diesem Bereich offensichtlich doch noch Unklarheiten zu geben scheint.
Gehört Übelkeit zum Training?
Auf die Frage, ob es normal ist, wenn man beim Sport eine leichte bis starke Übelkeit verspürt, wird man sehr unterschiedliche Antworten erhalten, je nachdem wen man fragt. Während Übelkeit bei einem Jogger beinahe schon die Alarmglocken schrillen lässt, wird ein Kraftsportler oder Bodybuilder nur vielsagend grinsen. Damit will ich keinesfalls sagen, dass Ausdauersportler „Weicheier“ und nur Kraftsportler zu den Harten gehören, sondern dass die Antwort von Sportart zu Sportart unterschiedlich ausfällt.
So ist es für ein intensives Training mit Gewichten – oder in unserem Fall mit dem Expander – durchaus normal, dass den Sportler eine leichte Übelkeit überkommt, die sich je nach Intensität steigert und sogar zum Erbrechen führen kann. Altmeister Schwarzenegger berichtet zum Beispiel in der Doku Pumping Iron ziemlich stolz, dass er sich schon mehrmals während des Trainings übergeben musste. Für ihn ein Zeichen, Grenzen überschreiten zu können und damit ein „Champion“ zu sein. Bekanntermaßen ist Schwarzenegger noch immer ziemlich munter, was als Beleg für die Gefahrlosigkeit solcher Gefühle gelten kann. Auch wenn es nicht unbedingt empfehlenswert ist permanent an der Leistungsgrenze zu trainieren.
Stoffwechselprodukt Laktat ist Ursache
Die Ursache für das Problem Übelkeit beim Training liegt in einer der lebensnotwendigen Funktionen unseres Körpers: der Energiegewinnung. Jede Bewegung verbraucht Energie, die in den Muskeln durch ständig ablaufende Stoffwechselprozesse bereitgestellt wird. Wie genau sie gewonnen wird, hängt dabei davon ab, ob sich unser Körper in Ruhe befindet oder gefordert wird. In Ruhe greift er hauptsächlich die Fettreserven an, steigt bei Belastung aber auf Kohlenhydrate als Hauptenergiequelle um. Bei dieser Umstellung entsteht zunehmend Milchsäure und Laktat. Normalerweise wird dieses Salz so schnell wieder abgebaut, wie es entsteht. Steigt die Belastung aber weiter, gerät der Prozess aus dem Gleichgewicht und es wird mehr Laktat produziert, als abgebaut werden kann. Die Fachwelt spricht in diesem Zusammenhang von der anaeroben Schwelle. Wird sie überschritten, sammelt sich das Laktat in den Muskeln an und verursacht die Übelkeit, die bei unseren Diskussionteilnehmern für viel Aufregung gesorgt hat. Es handelt sich also um eine völlig normale Ergebnis der hohen Belastung.
Laktat hat übrigens eine Halbwertszeit von etwa 20 Minuten, weshalb die Übelkeit innerhalb von etwa einer halben Stunde der Vergangenheit angehören sollte. Ist das nicht der Fall, ist ein Arztbesuch eventuell doch keine so schlechte Idee. Das Gleiche gilt auch für Jogger, denen während oder nach des Trainings plötzlich schlecht wird. Eine Übersäuerung des Muskels tritt nur bei hoher Intensität auf, die nicht über längere Zeit aufrecht erhalten werden kann, weshalb ein Langstreckenläufer damit keine Probleme haben sollte. Wenn es dann nicht gerade ein voller Magen oder verdorbenes Essen war, kann die Übelkeit durchaus ernstere Ursachen haben.