„Good Pain“ und „Bad Pain“

Sport hat viele Effekte, wie der Abbau von Stress, die Stärkung des Bewegungsapparates oder die Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Kreislaufs. Neben diesen positiven Aspekten, gehören aber haufig auch Verletzungen zur bitteren Realität. Meistens handelt es sich natürlich nur um Kleinigkeiten wie die leichte Überreizung einer Sehne oder die Überdehnung eines Muskels, die schmerzhaft sind aber schnell ausheilen. Achtet man nicht auf derartige Dinge, kann es allerdings zu ernsthaften Problemen kommen. Die Situation richtig einzuschätzen und vor allem zwischen „gutem“, gewolltem Schmerz und „schlechtem“ Schmerz unterscheiden zu können, ist für Sportler deshalb besonders wichtig.

Ohne Schmerzen geht es nicht

Schmerz gehört zu einem gewissen Grad zu jedem guten Training dazu. Brennende Muskeln während der Übungsausführung, Muskelkater und Steifheit an den Tagen danach – wer es ernst meint, kommt daran nicht vorbei, denn die „Probleme“ sind Symptome der Abriss- und Aufbauarbeiten, die wir an unserer Muskulatur durchgeführt haben. Der Vergleich mit einer Baustelle ist tatsächlich angebracht, denn aktuelle Theorien gehen davon aus, dass Muskelwachstum durch Mikroverletzungen im Muskel verursacht wird. Der Körper reagiert auf die ungewohnte Belastung indem er das zu schwache Gewebe durch Stärkeres ersetzt. Damit steigt auch die Leistungsfähigkeit des Muskels. Die Regenerationszeiten sind dabei relativ kurz. Innerhalb von 4 bis 48 Stunden ist der Muskel im Normalfall wieder einsatzbereit.

Schlechter sieht es hingegen aus, wenn die Überbelastung eine Sehne erwischt hat. Das Sehnengewebe lässt sich wesentlich schlechter regenerieren, die Verletzung braucht länger um auszuheilen und das neue Gewebe ist nie so stark wie zu Anfang. Problematisch wird das besonders, weil Sportler dazu neigen kleinere Probleme so lange zu ignorieren und weiterzutrainieren bis es nicht mehr geht und unter Umständen zu spät ist. Überbelastete Sehnen neigen zur Entzündung, die schnell chronisch werden kann und dann das ganze Leben negativ beeinflusst.

„Good Pain“ und „Bad Pain“ unterscheiden lernen

Zu solchen Schwierigkeiten kann auch die Tatsache führen, dass sich die Muskelkater und eine Sehnenüberlastung anfangs nicht immer leicht unterscheiden lassen. Vor allem, wenn beides zur gleichen Zeit auftritt, wird das beinahe unmöglich. Lediglich die Lokalisierung der Beschwerden kann dann als Indiz gelten. Während beim Muskelkater die Muskulatur betroffen ist, liegt der Schmerz bei einer überlasteten Sehne häufig näher an den Gelenken. Besonders oft betroffen sind die Sehnen ober- und unterhalb der Kniescheibe, die Verse, die Schulter und die Sehnenansätze der Handmuskulatur.

Zusätzlich verschwinden die Beschwerden anfangs wesentlich schneller als bei einem Muskelkater. Schon wenige Minuten oder Stunden nach der Belastung ist der Schmerz wieder völlig verschwunden. So ist es aber nur in der Anfangsphase oder wenn die Entzündung bereits abheilt. Tritt man in dieser Zeit nicht etwas kürzer, kann es schnell zu sehr viel heftigeren und dauerhaften Schmerzen kommen, die selbst alltäglich Dinge wie das Halten einer Tasse oder das Aufschneiden eines Brötchens zur Qual machen. Zu diesem Zeitpunkt werden Medikamente und verschiedene Therapien nötig. Im schlimmsten Fall kann nur noch eine OP Linderung verschaffen.

Um solche Horrorszenarien für Sportler erfolgreich vermeiden zu können, ist es notwendig, auf die Signale unseres Körpers zu achten und unter Umständen auch einmal zu Pausieren, wenn es am Schönsten ist. Völlig falsch wäre es, die Probleme zu ignorieren und eventuell unter Einsatz von Schmerzmitteln weiterzumachen. Eine Idee von der nur abgeraten werden kann, da Schmerz durchaus auch ein Sicherungssystem des Körpers ist und vor zu extremen Belastungen schützen soll. Natürlich kann der auch abseits der Sehnen an Knochen und Gelenken auftreten und ist dort genauso mit Vorsicht zu genießen. Plötzliche Schmerzen während oder nach einer Übung sollte auf jeden Fall zum Abbruch des Trainings führen. Unsere Gesundheit ist ein hohes Gut, das durch falschen Ehrgeiz schnell verloren gehen kann.

Achtet auf euch,

Ralf