Produkttest: Lifeline USA Expander-Set

Der ein oder andere Stammleser wird sich vielleicht noch daran erinnern, dass ich mir letztes Jahr zu Weihnachten ein besonderes Geschenk habe machen lassen: Ein Expander-Komplettset der Marke Lifeline USA. Insgesamt neun Expander gehören zu dem Paket, das in Deutschland nur schwer zu bekommen ist. Leider, wie ich nach gut einem halben Jahr Training mit den Geräten feststellen kann.

Wenn die alten Expander nicht mehr reichen

Bevor ich mit der eigentlichen Rezension loslege, möchte ich noch kurz erklären, warum ich überhaupt auf der Suche nach einem neuen Expander war. Schließlich liegt hier schon ein Sortiment aus drei Elastikon-Expandern von Schmidt Sport und verschiedenen Thera-Bändern herum.

Ich bin beim Training schlicht an die Grenzen dieser Geräte gestoßen. Beispielsweise Kniebeuge habe ich über Wochen mit zwei voll bestückten Expandern gemacht. Und da das Training nur dann effektiv ist, wenn die Belastung stetig steigt und neue Anpassungsreize gesetzt werden, hatte ich ein Problem. Um den Widerstand weiter steigern zu können, blieben nur drei Möglichkeiten: Stärkere Expander kaufen, pro Bein statt einem zwei Expander einsetzen oder auf andere Übungen umsteigen. Variante 1 wäre mir die liebste gewesen, allerdings bin ich mir bis heute nicht sicher, ob es überhaupt noch einen stärkeren Elastikon-Expander gibt. Die dritte Möglichkeit kam überhaupt nicht in Frage. Streicht man Kniebeuge aus dem Programm, kann man auf das Training auch ganz verzichten. (Kleine Übertreibung. Kniebeuge sind nichtsdestotrotz eine der wichtigsten Übungen überhaupt.) Blieb also noch Nummer 2, was sich aufgrund der starren und relativ dicken Griffe als ziemlich unpraktisch herausstellte. Ergo musste ich einen Expander finden, der zumindest weiche Griffe hatte, die sich zusätzlich zum Plastikgriff des Elastikon über den Fuß ziehen ließen.  Nach einigem Gestöber im Netz stieß ich dann durch ein Video auf Youtube auf das Set von Lifeline USA.

Das Expander-Set im Test

Die Expander von Lifeline haben im Grunde mit den Expandern von Schmidt Sport nur gemein, dass mehrere Kabel eingehängt werden können. Die Länge, die Art der Kabel, das Sicherungssystem und die Griffe sind völlig unterschiedlich.

Größenvergleich zwischen Elastikon und Lifeline Expander

Größenvergleich zwischen Elastikon und Lifeline Expander

Griffe:
Der Hauptgrund, warum ich mich für diese Expander entschieden habe, waren die Griffe. Anders als beim Elastikon sind diese aus Stoffschlaufen mit Schaumstoffüberzug gefertigt. Das ist vor allem dann praktisch, wenn der Expander, wie ursprünglich geplant, mit einem Griff über den Fuß gezogen werden muss. Anfangs hatte ich bedenken, dass der Stoff beim Training in die Hände einschneiden könnte. In der Praxis musste ich mit solchen Problemen allerdings nie kämpfen. Im Gegenteil, dank der Schaumstoffummantelung liegen die Griffe auch bei höheren Widerständen sehr angenehm in der Hand.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist dafür das Ein- und Aushängen der Widerstände. Auf ein Klippsystem wurde verzichtet. Stattdessen sind die Kabel an ihren Enden dicker und werden einfach durch eine Öse gezogen. Die Wulst verhindert dann, dass das Band aus dem Griff rutscht. Dieses System bringt Vor- und Nachteile mit sich. Einerseits können dünne Seile unheimlich schnell gewechselt werden, andererseits kommt man bei den stärkeren ohne die richtige Technik nicht weiter. Und selbst dann kann bis zu einer Minute vergehen, bis das Seil endlich an seinem Platz ist.

Etwas ärgerlich ist, dass in jeden Griff nur drei Kabel eingehangen werden können. So ist man schnell gezwungen stärkere Kabel zu verwenden, anstatt einfach ein weiteres einzuhängen. Allerdings hat man in diesem Punkt bei bei Lifeline mitgedacht und bietet neun verschiedene Kabel mit einer sehr kleinschrittigen Widerstandsabstufung an. Der Expander lässt sich so beinahe wie eine Hantel bestücken.

Griff eines Lifeline-Expanders

Griff mit eingehängten Kabeln.

Bänder:
Bei den Bändern handelt es sich um unterschiedlich dicke Latexschläuche. Auf eine Stoffummantelung wurde verzichtet. Dadurch lassen sich die Widerstände theoretisch bis zum Zerreißen auseinanderziehen. In der Praxis wird man ab einem bestimmten Punkt ganz von allein vorsichtig. Der Hersteller empfiehlt, die Bänder maximal auf das Doppelte ihrer Ausgangslänge zu dehnen. Diese Angabe ist bewusst niedrig gehalten, vermutlich aus Rechtsgründen. Ich habe die Widerstände in den letzten vier Monaten regelmäßig auf das 2,5 bis dreifache gebracht und kann heute noch keine Materialfehler finden.

Auffällig ist übrigens nicht nur die fehlende Ummantelung, sondern auch die Kürze der Bänder. Die Lifeline-Kabel sind gerade einmal halb so lang wie die des Elastikon Expanders. Dementsprechend bieten sie bei vielen Übungen eine größere ROM (Range of Motion), was man nur begrüßen kann.

Interessant ist auch der Widerstand, den die Bänder liefern. Mir kommt es beim Training mit den Lifeline-Expandern so vor, als bliebe die Gegenkraft von Beginn bis zum Ende der Bewegung relativ konstant. Allerdings kann mich das Gefühl hier täuschen. Sicher ist aber, dass der Widerstand sich von dem der Elastikon-Expander unterscheidet.

Lifeline USA Expander in der Praxis

Detailansicht der aufgehängten Kabel.

Detailansicht der aufgehängten Kabel.

Obwohl ich mit den Expandern von Schmidt Sport jahrelang gut ausgekommen bin, konnte ich mich sehr schnell für die Exemplare von Lifeline begeistern. Die kurzen Kabel machen sich hervorragend beim Training des Oberkörpers. Mit den weichen Griffen lassen sich einige Übungen wesentlich besser realisieren. Ich denke da zum Beispiel an Liegestütze gegen den Expander. Konnte man die beim Elastikon eigentlich nur auf Fäusten oder mit Push Up Bars  machen, zieht man sich die Stoffschlaufen von den Lifeline-Expandern einfach über die Handfläche und geht dann wie gewohnt in den Liegestütz. Nichts drückt, zieht oder kneift und die Belastung für Brust und Trizeps ist wirklich heftig.

Was mir bisher noch fehlt, ist das absolute Vertrauen in die Haltbarkeit der Kabel, wie es meine Elastikons genießen. Auch wenn ich noch keine Materialermüdung beobachten konnte, bin ich mir gerade bei großer Dehnung nie absolut sicher, dass die Kabel der Belastung standhalten. Was beim Elastikon dank der Stoffummantelung kein Problem ist, könnte hier leicht zu unangenehmen Blessuren führen. Insgesamt bin ich dennoch sehr zufrieden und würde das Lifeline USA Expander-Set jedem empfehlen, der die Chance bekommt, eines zu kaufen. Für mich stellt es eine sehr gute Ergänzung zu meinen bisherigen Spielzeugen dar und lässt ein noch vielseitigeres Training zu.