Ich vermute, den meisten wird es schon klar sein, aber Expander-Training ist nicht das Einzige, was ich für meine Fitness tue. Seitdem ich das Bouldern für mich entdeckt habe, ist der Muskelaufbau immer weiter in den Hintergrund gerückt. Was mich mittlerweile auch sehr stark reizt, ist meine funktionale Stärke weiter auszubauen. Sprich die Kraft, die man im Alltag (oder besser, beim Klettern) einsetzen kann, um gewisse Probleme zu lösen. Außerdem ist es ganz spaßig, Dinge zu tun, die sonst nur die wenigsten können oder wie im Falle des Muscle Ups kennen.
König der Klimmzüge
Zur Erklärung: Ein Muscle Up ist der höchste Klimmzug und der tiefste Dip, den man nur machen kann. Im Klartext heißt das: Man zieht sich im Klimmzug an der Stange so weit nach oben, dass es möglich wird, in die Dip-Position zu wechseln und sich dann im Beugestütz herauszudrücken. Der Muscle Up ist also die Kombination aus Klimmzug und Dip.
Klingt abgefahren und ist es auch. Ich habe diese Übung vor gut einem Jahr zum ersten Mal gesehen und sie seither sehr unregelmäßig trainiert. Vor kurzem habe ich dann einen Kletterer beobachten können, der den Muscle Up zum Auspumpen nach dem Klettern genutzt hat. Das war natürlich unheimlich beeindruckend, da mir bis dato kein Einziger, nicht einmal ein Herausgepresster gelingen wollte. Danach packte mich der Ehrgeiz. Zusätzlich zum normalen Training wurde immer wieder eine Runde explosive Klimmzüge eingeschoben, da ich vermutete, dass Beschleunigung das Wichtigste beim Positionswechsel vom Klimmzug zum Dip ist. Dank einiger Videos weiß ich mittlerweile, dass das so nicht stimmt und dass ein Muscle Up auch sehr langsam und kontrolliert ausgeführt werden kann – vorausgesetzt man verfügt über den notwendigen Saft in Armen und Schultergürtel.
Geschadet hat das Schnellkrafttraining allerdings nicht und heute war es dann so weit: Zum ersten Mal habe ich meine Körper aus dem Klimmzug über die Stange bringen können. Attraktiv war sicherlich etwas Anderes und gefühlt sah der Muscle Up eher nach sterbendem Schwan als nach Krönung des Klimmzugs aus. Aber immerhin, oben ist oben.
Wer ein Faible für etwas anspruchsvollere Übungen hat und sich für zugegebenermaßen kuriose Muskelstunts interessiert, sollte den Muscle Up probieren. Bei Erfolg sind die anerkennende Blicke anderer Sportler damit jedenfalls gesichert.
Hier noch ein Video für die, die sich trotz der ausführlichen Beschreibung nicht vorstellen können, wie ein Muscle Up funktioniert – oder schlicht nicht glauben wollen, dass er überhaupt möglich ist: