Wer den ganzen Tag stehend in einem Geschäft verbringt, auf der Baustelle schwere Geräte wuchtet oder den Kopf überm Computer rauchen lässt, hat am Abend oft nur noch ein Ziel – die heimische Couch. Ich kann das vollkommen nachvollziehen. Gerade in letzter Zeit gelingt es mir seltener Sport zu treiben, als über Sport zu schreiben. Zur eigenen Entschuldigung, ich kuriere nebenbei noch eine Erkältung aus. Die ganze Sache ist natürlich ziemlich problematisch. Besonders auf Feiern im Bekanntenkreis höre ich immer wieder Geschichten über schmerzende Gelenke, Rückenprobleme und Anfälligkeit für alle möglichen Infekte. Wenn man den Betroffenen erklärt, dass Sport die Lösung des Problems sein könnte, bekommt man schnell die Antwort: „Ich bewege mich schon auf Arbeit genug. Da brauche ich keinen Sport mehr machen!“ Das ist natürlich Unsinn!
Auf der Baustelle…
Ehrlich wie ich bin, lag mir schon des Öfteren ein scharfer Kommentar zum offensichtlich schlechten Trainingszustand meines Gesprächspartners auf der Zunge. Der Freundschaft zu liebe hält man sich aber im Zaum. Denn es ist tatsächlich so, dass Bewegung nicht gleich Bewegung ist. Selbst schwere körperliche Arbeit kann ein regelmäßiges Training nicht ersetzen. Genau genommen sind gerade die, die körperlich hart arbeiten, am ehesten auf den Ausgleichssport angewiesen, wenn sie auf lange Sicht Freude an ihrer Gesundheit haben wollen.
Das Problem liegt in der asymmetrischen Belastung des Bewegungsapparates, die bei körperlicher Arbeit auftritt. Niemand könnte ernsthaft behaupten, dass auf einer Baustelle jede Muskelpartie gleichmäßig belastet wird. Der Maurer beispielsweise wird mit den Armen wesentlich häufiger Zug- und Hebe- als Druckbewegungen ausführen, also vor allem den Rücken, die hintere Schulterpartie und den Bizeps beanspruchen. Auf Dauer kann das zu Problemen im Schultergelenk, im Ellenbogen und Rückenschmerzen führen, verursacht durch eine muskuläre Dysbalance, der sich nur mit gezieltem Training begegnen lässt. Betroffen sind davon natürlich nicht nur Maurer. Beim Durchblättern einer Zeitschrift für Industriekletterer hatte ich einmal das Glück, auf einen Artikel über die Notwendigkeit von Ausgleichstraining in diesem Beruf zu stoßen. Das Fazit des Texts war identisch: Wer hart arbeitet, ist für den Gesundheitserhalt auf Sport angewiesen.
…und im Büro
Bei der Arbeit im Büro sieht es natürlich anders aus, aber nicht unbedingt besser. Die sitzende Tätigkeit sorgt eher dafür, dass unsere Muskulatur langsam abbaut. Da der Effekt von Muskel zu Muskel unterschiedlich ist, entstehen Dysbalancen, die wiederum zu Schmerzen führen können. Auch hier kann nur regelmäßiges Training weiterhelfen. Verbunden ist das mit dem Nebeneffekt einer erhöhten Leistungsfähigkeit und besserer Stressresistenz. In der Büroarbeit sicher keine schlechten Eigenschaften.
Letzten Endes schützt regelmäßige Bewegung zusätzlich vor Herz- und Kreislaufkrankheiten, Diabetes, Übergewicht und vermindert das Krebsrisiko, wie einige Mediziner meinen. Interessant ist dabei, dass körperliche Arbeit nicht zu dieser wohltuenden Bewegung zählt. Das haben Forscher aus Ulm in einer Studie herausgefunden. Wer gesund bleiben will, kommt um Sport also nicht herum.
Grüße,
Ralf
PS: Wer es nicht glaubt, dem empfehle ich den Selbsttest. Man stelle sich nackt vor einen Spiegel, schaue das Bild sehr genau an und frage sich dann, ob man wirklich fit aussieht und sich auch so fühlt. Ich denke die wenigsten Sportmuffel können diese Frage mit gutem Gewissen mit Ja beantworten. Und die Anderen? Schön, aber wartet nicht, bis es zu spät ist. Der perfekte Zeitpunkt zu beginnen ist JETZT!