Gezieltes Training: Warum man wissen sollte, wohin es geht

Ziele? Haben wir doch alle. Schnell formuliert sind sie noch dazu. Der eine will abnehmen, der andere Muskeln aufbauen und der Dritte arbeitet vor allem an seiner Kondition. Ein Sixpack wäre vielleicht auch ganz nett, aber sein muss es nicht unbedingt. – So ungefähr dürfte es doch klingen, wenn wir uns über unsere Ziele beim Training unterhalten. Kaum einer wird sagen: „Im Moment trainiere ich Rudern ja noch mit zwei blauen Bändern, in vier Wochen sollen es aber bitte mindestens drei Blaue und ein Gelbes sein.“ Genau das ist eigentlich schade, denn solche Ziele sind es, die uns schneller vorwärts bringen.

Die einarmigen Liegestütze und ich

Im Moment arbeitet meine Freundin hart an ihrem Traum, einen Klimmzug zu schaffen. Damit sie das hohe aber dafür nötige Trainingspensum nicht allein bewältigen muss, habe ich mich dazu entschieden, selbst eine kleine Challenge anzutreten. Und zwar sind es bei mir die einarmigen Liegestütze, die mich kräftig gejuckt haben. Als ich bei Youtube (ich weiß, ich bin süchtig) auf das Video einer durchtrainierten Dame gestoßen bin, die die One Armed Pushups quasi im Schlaf herunterriss, ließ ich es auf einen Versuch ankommen – und scheiterte kläglich. Bitter, bitter. Aber so etwas lässt man nicht auf sich sitzen.

Als Frauchen der Teilnahme an meinem Experiment zugestimmt hatte, fasste ich den Plan, im Gegenzug an den Einarmigen zu arbeiten. Mein Trainingsprogramm wurde dementsprechend angepasst. Ziel war es, mindestens einen sauberen einarmigen Liegestütz am Ende der vier Wochen zu schaffen. Eine klar definierte Vorgabe, die den entsprechenden Einsatz und ein sauberes Training abverlangt.

Der innere Feind

In der ersten Woche fiel mir das Training noch relativ leicht. Das ist auch kein Wunder. Jede neue Trainingsmethode ist spannend. Und weil man nicht genau weiß, welche Qualen einen erwarten, ist man anfangs auch noch gewillt, alles zu geben. Von daher kämpfte ich mich problemlos durch die erste Woche und biss die Zähne zusammen, wo es nur ging. Mitte der zweiten Woche ließ der Elan dann schon etwas nach. Anfang der Dritten spuckten vorm Training im Kopf die altbekannten Sätze herum: „Mach heut mal Pause.“ Während der Einheit bettelte das Hirn: „Gnade! Noch ein paar Sekunden Ruhe, bevor es in den nächsten Satz geht. Und dann nur 5 Wiederholungen – 5 sind gut.“ Auch wenn es eigentlich 6 werden müssten. Das ist der berühmte innere Schweinehund, der jeden von uns daran hindern will, das Bestmögliche zu erreichen.

Ich muss zugeben, dass diese Stimme mich früher beim Training viel zu oft davon abgehalten hat, wirklich weiterzukommen. Entweder sie sorgte dafür, dass ich den letzten Satz nur noch mit dem halben Arsch machte, oder hielt mich gleich ganz vom Training ab. Manchmal sogar über Wochen. Wie sich so eine Trainingseinstellung auf die Fortschritte auswirkt, brauche ich wohl nicht weiter zu erläutern.

Feste Ziele erhöhen die Einsatzbereitschaft

Wenn wir aber weiterkommen wollen, dann müssen wir im Kampf gegen diese Stimme die Oberhand behalten. Das ist natürlich schwierig, wenn man die Dinge einfach nur macht, weil man sie eben macht. Dabei ist es übrigens egal, ob es nun das Training oder irgendeine andere Sache im Leben ist. Tun wir die Dinge einfach nur deshalb, weil wir irgendwann damit begonnen haben, werden wir sie irgendwann auch wieder aufgeben. Um das zu verhindern, brauchen wir kleine und große Ziele. Sie sind die Zuckerstückchen auf dem Weg. Erreichen wir eines, steigt die Moral und die Motivation Gas zu geben. Vielleicht übertreffen wir dann sogar unsere Erwartungen.

Dass man diesen psychologischen Effekt nicht unterschätzen sollte, habe ich in den letzten Wochen deutlich gemerkt. Statt des einen einarmigen Liegestützes sind nach drei Wochen Training sechs saubere Wiederholungen drin. Für mich ein echtes Bonbon.