365 Tage Nichtraucher und wie es mir leichter gefallen wäre

Rauchen ist teuer, eine schlechte Angewohnheit, es sieht nicht gut aus und stinkt. Rauchen ruiniert auf lange Sicht die Gesundheit. Ein schleichender Prozess, den man oft erst bemerkt, wenn es eigentlich schon zu spät ist. Jeder Raucher weiß das. Dennoch zündet er sich täglich weitere Glimmstängel an und saugt genüsslich die 4000 Verbrennungsprodukte, davon circa 80 nachgewiesen krebserregend, und ein Nervengift ein. Rauchen ist eine Sucht. Kaum ein Raucher ist mit dieser Situation zufrieden und so gut wie jeder fasst irgendwann den Plan, das eigene Rauchverhalten auf den Prüfstand zu setzen. Weniger rauchen, leichtere, „gesündere“ Zigaretten konsumieren oder die Sucht gänzlich aufgeben – nur etwa 50 Prozent schaffen das tatsächlich und ich bin stolz darauf, seit 365 Tagen zu diesen Menschen zu gehören. Einfach war es nicht, aber es gibt technische Hilfsmittel, sich den Weg zum Nichtraucher zu erleichtern. 

Der Tabak und ich

Ich habe acht Jahre als Raucher verbracht, war mindestens die Hälfte der Zeit nicht glücklich mit diesem Umstand und hatte einige Male versucht aufzuhören. Das entscheidende Erlebnis war dann ein Kreislaufzusammenbruch, der mit einem Notarzteinsatz endete. Vor diesem Hintergrund fiel es mir auf einmal sehr leicht, auf den blauen Dunst zu verzichten. Zumindest in den ersten Monaten.

Das Problem bei der Rauchentwöhnung ist nicht so sehr der Verzicht auf den Suchtstoff Nikotin, sondern die Habitualisierung des Rauchens. Sprich, die Gewohnheit in bestimmten Situationen zur Zigarette zu greifen. Da wir alle einen relativ eingefahrenen Tagesablauf haben, ist der angehende Nichtraucher ständig mit solchen Situationen konfrontiert. Sei es bei Zigarette zum Frühstückskaffee, in der Mittagspause oder nach dem Sex.  Das Schwierigste ist es, diese Situationen unbeschadet zu überstehen, bis man sich an die Rauchfreiheit gewöhnt hat. Beides allein wäre sicherlich leicht erträglich, in Kombination können Gewohnheit und Entzug auch die besten Vorsätze zunichte machen. Vor allem dann, wenn die Gründe für das Aufhören nicht so eindeutig sind, wie es bei mir der Fall war.

Diese Erfahrung musste ich schon einige Monate vor dem Zusammenbruch machen, als ich zusammen mit meiner Freundin das erste Mal für längere Zeit auf den blauen Dunst verzichtete. Man möchte meinen, nach 6 Monaten Rauchfreiheit bestünde kaum noch Gefahr, rückfällig zu werden. Genau in diesem Moment hat es mich aber erwischt. Als ich zum ersten Mal seit Jahren frei atmen konnte und mich wirklich gut fühlte, dachte ich mir auf einer Party, dass eine Zigarette um der alten Zeiten willen nicht schaden würde. Beim zweiten Versuch habe ich diesen Fehler nicht noch einmal gemacht.

Hilfreiches Technikspielzeug „elektrische Zigarette“

Mit dieser trügerischen Sicherheit wird jeder angehende Nichtraucher früher oder später zu kämpfen haben und ich glaube, wenn ich damals schon von der elektrischen Zigarette gehört hätte, wäre ich heute länger als ein Jahr rauchfrei. Dieses Spielzeug hätte es mir erleichtert, die schwierigsten Situationen zu meistern. Warum? Weil es mir ermöglicht hätte, meine Gewohnheiten stückweise abzulegen und gleichzeitig völlig auf Nikotin zu verzichten. Anstatt bei besagter Party zur echten Zigarette zu greifen, hätte ich das elektrische Pendant aus der Tasche gezogen und keinen Suchtstoff inhaliert. Der nächste Tag hätte nicht frischen Entzugserscheinungen begonnen, die mich dann erneut zum Tabak haben greifen lassen.

Die elektrische Zigarette könnte deshalb für viele die Hilfe beim Aufhören sein, die Nikotinkaugummis und Pflaster nicht bieten können. Doch nur die wenigsten haben davon gehört. Deshalb hier eine kurze Einleitung:

Die elektrische Zigarette ist ein Inhalator, der eine Flüssigkeit verdampft, die dann vom Raucher eingesogen werden kann. Der abgegebene Dampf erinnert geschmacklich an Tabakrauch, bleibt wie dieser für kurze Zeit in der Luft stehen, besteht aber größtenteils aus Wasser und Aromastoffen. Wahlweise kann auch nikotinhaltiges Liquid verdampft werden, weshalb sich die elektrische Zigarette auch für überzeugte Raucher als Alternative eignet. Der große Vorteil gegenüber der herkömmlichen Tabakzigarette ist die wesentlich niedrigere Schadstoffbelastung. Da keine Verbrennung stattfindet, wird kein Teer und kein Kohlenmonoxid eingeatmet. Bleibt eigentlich nur das Nikotin, das man mit nikotinfreiem Liquid eliminieren kann.

Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Der Raucher kann weiter zum Glimmstängel greifen, atmet aber nur noch einen Bruchteil des Giftes ein. Zudem kann er die Nikotindosis bewusst herabsetzen, indem er immer schwächeres Liquid verwendet, bis er irgendwann bei Null angelangt ist. Gleichzeitig kann er seine Gewohnheiten ändern und damit eine der Hauptschwierigkeiten in Angriff nehmen. Da die elektrische Zigarette nicht abbrennt, ist man auch nicht gezwungen, Zeit für das aufrauchen einzuplanen. Stattdessen nimmt man ein paar Züge und steckt sie wieder weg. So kann man sich Stück für Stück vom Original entfernen. Das Rauchen bestimmt dann nicht mehr den Tagesablauf, sondern entwickelt sich zur Nebensache.

Gesunde Alternative zum Rauchen?

Die elektrische Zigarette wird von Shops gern als gesunde Alternative angepriesen. Das ist sie natürlich nicht. Nikotin ist ein Nervengift und selbst bei nikotinfreien Liquids wäre ich lieber vorsichtig als nachsichtig. Fakt ist aber, dass Raucher mit der elektrischen Zigarette wesentlich besser fahren, als mit der analogen Version. Zudem halte ich sie für eine gute Unterstützung bei der Rauchentwöhnung, die durch die vielen schwierigen Situationen helfen kann. Fachleute bezweifeln genau das zwar immer wieder mit dem Hinweis darauf, dass die Gewohnheit ja bestehen bleibt, zahlreiche Nutzererfahrungen im Internet, wissen aber das Gegenteil zu berichten. Beeindruckend fand ich beispielsweise die Geschichte eines langjährigen Kettenrauchers, der sich  innerhalb von 2 Monaten von 2 Schachteln täglich quasi zum Nichtraucher gedampft hatte, in dem er die Nikotinzufuhr über schwächeres Liquid ständig verringerte und nur zur E-Zigarette griff, wenn der Drang zu stark wurde. Der Unterschied zur „medizinischen“ Rauchentwöhnung liegt hier lediglich in der Art, wie das Nikotin aufgenommen wird.

Was ich damit sagen will, ist, dass es mit diesem Gerät für Raucher im Grunde keine Ausreden mehr gibt. Wer aufhören will, es aber aus eigener Kraft nicht schafft, kann zur elektrischen Alternative greifen, bis das Gröbste überstanden ist. Natürlich geht es auch auf die herkömmliche Weise „cold turkey“, aber das halten eben nur 50 Prozent der Raucher durch. Mit der E-Zigarette dürfte die Quote wesentlich höher liegen.

Wer jetzt Interesse gewonnen hat, dem möchte ich die Seiten smok-e.de und e-rauchen-forum.de empfehlen. Beide sind nichtkommerziell und beschäftigen sich unabhängig von Händlerinteressen mit dem Thema. Nach dem besten Modell braucht ihr mich allerdings nicht fragen. Ich habe auf die harte Tour aufgehört und besitze keine E-Zigarette, weshalb ich selbst keine Erfahrungen damit habe. (Allerdings ist kürzlich ein Bekannter umgestiegen, hat seither keinen Tabak mehr angefasst und scheint bisher sehr zufrieden.) Trotzdem wollte ich das Thema an meinem Jahrestag aufgreifen, um so vielleicht dem ein oder anderen den entscheidenden Tipp zu geben. Außerdem ist mir bewusst, dass Rauchen auch unter Sportlern ein leidiges Thema und deshalb in einem Sportblog nicht fehl am Platz ist.

Wünscht mir Glück für ein weiteres rauchfreies Jahr und danke für die Geduld diesen Monsterpost komplett zu lesen,

Ralf