Intelligent Abnehmen – Abnehmen ohne Sport?

Diese Frage beschäftigt viele, die mit ihrer Figur unzufrieden sind und das ein oder andere Pfund loswerden wollen. Ist es möglich ohne Sport abzunehmen? Die Antwort ist auf den ersten Blick einfach: Ja! Auf den zweiten müssen allerdings einige Dinge in Betracht gezogen werden, die man als Abnehmwilliger nicht aus den Augen verlieren sollte. Schließlich geht es beim Diäten im seltensten Fall um die Gewichtsabnahme an sich, sondern vor allem um das Aussehen. Gerade wenn dem so ist, sollte man sich sehr genau überlegen, ob man die einfache, unkomplizierte Antwort bevorzugt oder doch lieber den etwas schwierigeren Weg geht, dafür aber wirklich Erfolg hat.

Abnehmen kann man auch ohne Sport…

Natürlich ist es problemlos möglich, ohne sportliche Aktivitäten abzunehmen. Was zählt, ist im Großen und Ganzen das Kaloriendefizit, wie ich bereits in vorherigen Artikeln zum Thema geschrieben habe. Wer dauerhaft weniger Energie zu sich nimmt, als er verbraucht, wird über kurz oder lang an Gewicht verlieren. Wie hoch der Gewichtsverlust ausfällt, hängt von der Höhe des Defizits ab. Falscher Ehrgeiz ist hier allerdings fehl am Platz. Wer sein Kaloriendefizit über die Grenze von circa 15 Prozent des täglichen Bedarfs treibt, läuft Gefahr nach der Diät rasant zuzunehmen.

Theoretisch wäre es also vollkommen ausreichend, die Ernährung auf gesunde Lebensmittel umzustellen und dabei den eigenen Kalorienbedarf samt Defizit im Auge zu behalten. Das bringt etwas Aufwand mit sich, klingt in der Theorie aber machbar. In der Praxis sieht es leider häufig anders aus.

…sinnvoll ist das allerdings nicht.

Beim Versuch ohne Sport abzunehmen, ergeben sich gleich drei Probleme, die den Erfolg dieser Methode schmälern, wenn nicht sogar zunichte machen. Das erste ergibt sich bei der Kontrolle des Kaloriendefizits:

Problem 1 beim Abnehmen ohne Sport: Das Defizit

Sport erhöht den Energieumsatz unseres Körpers. Das ideale Kaloriendefizit bezieht sich prozentual auf diesen Umsatz. Für den Diätler heißt das, wenn der Umsatz steigt, steigt auch das mögliche Defizit. Gleichzeitig vergrößert sich der Spielraum. Hier ein kleines Beispiel um klarer zu machen, was ich damit sagen will:

Person A hat einen Gesamtumsatz von 2000 Kilokalorien. Das ideale Defizit läge in diesem Fall bei 200 bis 300 Kilokalorien. Person B hat dagegen einen Gesamtumsatz von 4000 Kilokalorien. Das ideale Defizit liegt in diesem Fall zwischen 400 und 600 Kilokalorien.

B hat dadurch gleich zwei Vorteile. Einerseits ist es wesentlich leichter, im bestmöglichen Bereich zu bleiben, denn B schießt nicht sofort über das Ziel hinaus und riskiert einen Jojo-Effekt, wenn er/sie eine Scheibe Brot zu wenig isst. Andererseits wird er/sie sich mit den richtigen Nahrungsmitteln problemlos satt essen können und trotzdem schneller abnehmen. Damit vermindert sich der Stressfaktor des Kalorienzählens, während gleichzeitig größere Erfolge erzielt werden können. Klingt doch nach der vernüftigeren Herangehensweise, oder?

Problem 2 beim Abnehmen ohne Sport: Muskulaturverlust

Problem Nummer 2 dreht sich um die Art der Masse, die beim Abnehmen ohne Sport verloren geht. Die ist nämlich keinesfalls nur Fett. Im Gegenteil. In der Hauptsache baut der Körper Muskulatur ab und scheidet Wasser aus. Das zeichnet zwar ein positives Bild auf der Waage, für den Versuch abzunehmen ist aber Gift. Muskeln sind echte Kraftwerke. Sie verbrennen Energie selbst dann, wenn sie nicht eingesetzt werden. 1 Kilogramm Muskelmasse verbraucht täglich etwa 100 Kilokalorien – in Ruhe. Das klingt zunächst nicht viel, ist aber entscheidend für den Erfolg nach der Diät. Der erhöhte Stoffwechsel macht es wesentlich einfacher, das neue Gewicht zu halten. Verzichtet man auf Sport, erreicht man das genaue Gegenteil. Der Körperfettanteil sinkt kaum, während die Muskulatur abbaut und mit ihr der Metabolismus schwächer wird. Ergebnis ist, dass man nach der Diät einfacher zunimmt als zuvor. Dafür braucht sich nicht einmal der gefürchtete Jojo-Effekt einzustellen.

Problem 3 beim Abnehmen ohne Sport: Die Optik

Der dritte Punkt ist eine Frage der Eitelkeit. Abnehmen hinterlässt Spuren, am häufigsten erkennbar an überschüssiger Haut. Das ist in den seltensten Fällen ein Hautschürze, wie man sie aus dem Fernsehen kennt, unschön bleibt es trotzdem. Die durch den Sport trainierten Muskeln können ein Teil dieser Haut wieder auffüllen. Das macht natürlich wesentlich mehr her. Aber es gibt noch einen weiteren Grund für Sport und das ist die Vorstellung, die wir von uns selbst im Kopf haben. Die ist sicher sportlicher und gesünder, als das jetzige Bild im Spiegel. Durch einfaches Abnehmen ohne Sport erreicht man das allerdings nicht. Den Grund dafür habe ich bereits genannt – die Muskeln schrumpfen, der Körperfettanteil bleibt hoch. Im Ergebnis wirkt man dünner, aber auf keinen Fall schlank. Den Beweis dafür hat jeder mit Sicherheit schon im Freibad gesehen.

Dass diese Thesen nicht aus der Luft gegriffen sind, beweist Stuart MacDonalds in seinem Film „I want to look like that guy“. Der Filmemacher wollte in seinem Dokuprojekt zeigen, wie viel persönliche Hingabe es braucht, um sich die Figur eines Fitnessmodells zu erarbeiten. Dabei ist er körperlich und mental an seine Grenzen gegangen.  Ich denke nicht, dass man soweit gehen sollte oder muss. Es ist schlicht ungesund. Aber es zeigt auch, wie wichtig Sport tatsächlich ist und was sich damit erreichen lässt.

 

Trotz allem steht es jedem frei, sich für einen Weg zu entscheiden. Und auch denen, die Abnehmen wollen, ohne Sport zu treiben, wünsche ich Erfolg und das nötige Durchhaltevermögen.

Grüße,

Ralf