Scheißtage und warum Sport meine Therapie ist

Scheißtage, an denen einfach nichts klappt will und die Motivation noch eine Etage unterm Keller ist, hat doch jeder mal. Für mich war heute so ein Tag. Erst wollte das Aufstehen so gar nicht klappen und ich musste den Wecker gleich mehrmals neu stellen. Mich konnte einfach nichts aus dem Bett locken, obwohl oder gerade weil ein ordentlicher Stapel Arbeit auf mich wartete. Nachdem es dann endlich doch geklappt hatte und die Brötchen im Herd lagen, reichte ein Blick ins E-Mail-Postfach um mir den Tag noch weiter zu verderben. Drei neue Aufträge, noch dazu zeitkritisch – eigentlich eine gute Sache weil man ja als Selbständiger nie genug Aufträge haben kann – aber heute wollte mich das so gar nicht freuen. Da der Auftraggeber schnelle Ergebnisse sehen wollte, setzte ich mich hin und fing an die Sache zu bearbeiten. Tja, aber wie es sich für einen ordentlichen Scheißtag gehört, wollte es einfach nicht vorwärts gehen. Ich bekam kaum einen ordentlichen Satz zu Papier. Quälende Stunden später war dann endlich ein Teil erledigt und ich machte mich an die Monatsbilanz. Das hätte ich dann wohl auch lieber lassen sollen, weil sie alles andere als befriedigend ausgefallen ist. Andererseits, besser ich verderb mir die ohnehin schon schlechte Laune heute als morgen, wenn das allgemeine Befinden wieder besser sein könnte…

Der Arbeitstag war damit im Großen und Ganzen gelaufen. Als nächstes stand ein Telefonat mit meiner Freundin an, die für ein paar Tage zu ihren Eltern gefahren ist. Eigentlich eine feine Sache, ein paar Tage Ruhe voneinander tun der Beziehung gut und ein kurzes Telefonat pro Tag ist nicht zu viel verlangt. Natürlich hat sie gemerkt, dass meine Laune heute doch eher gedrückt war und den Fehler gemacht nachzufragen. Also nochmal alles durchkauen und aufgrund ihrer gut gemeinten Worte („Das wird schon. Kann nicht immer perfekt laufen“) in Streitereien verfallen. Nach Freundlichkeiten stand mir der Sinn nun mal nicht mehr. Sie blieb bewundernswert ruhig und sagte mir, ich solle einfach eine Runde Joggen gehen und mir den Frust von der Seele laufen. Auf gute Ratschläge konnte ich natürlich genauso verzichten, also blieb die Verabschiedung kurz und wenig herzlich.

Das bereut man(n) natürlich sofort und nun zusätzlich gefrustet ob meiner Dämlichkeit, warf ich mich auf die Couch und starrte die Decke an, als könnte sie etwa für die bescheidenen vergangenen Stunden. Kurz darauf entschied ich mich schließlich doch Sport zu machen. Eine nette Runde Expandertraining, obwohl ich heute auch einen freien Tag hätte einlegen können.  Beine habe ich erst gestern trainiert und der Rückenmuskelkater von vorgestern war auch noch nicht ganz verflogen, einzige alternative war also eine Brust-Einheit. Während ich die Expander für die erste Übung vorbereitete, ärgerte ich mich über die Qualität der neuen Lena Meyer-Landruth-Songs, vorgestellt auf ProSieben. Furchtbar lahmes Rumgejammer, völlig ungeeignet für das Training, aber immer noch besser als meine Nachbarn mit laut aufgedrehtem Metal auf die Palme zu bringen.

Dann ging es los. Der erste Satz, die Konzentration wanderte von den Ärgernissen auf den Schmerz im Trizeps und der Schulter. Der zweite Satz, die Atmung wurde schneller. Der dritte Satz, die Musik fing an besser zu klingen. Der vierte Satz, der Ärger war im Hintergrund verschwunden und das Training hatte meine volle Aufmerksamkeit. Aus irgendeinem Grund lief es heute wesentlich besser, ich konnte den Widerstand steigern und langsam machten sich Endorphine breit. Nach einer Stunde Training mit dem Expander war ich erschöpft und glücklich, konnte meiner Freundin eine versöhnende SMS schicken und mich nach dem Abendbrot auf die restliche Arbeit stürzen.

Leute, heute kann ich euch wirklich sagen: Nicht den Kopf hängen lassen, pumpen ist angesagt! Sport ist meine Therapie. 😀