Beintraining: Warum es nicht ohne geht

Im Artikel über Kniebeuge habe ich mich zu einer Aussage hinreißen lassen, die vielen sauer aufstoßen dürfte: An der Tatsache, ob Kniebeuge zum Training zum Programm gehören oder nicht, erkennt man, wer es ernst meint mit dem Kraftsport und Bodybuilding. Soweit die freundliche Erklärung. Im Original habe ich die Worte „ambitionierte Sportler“ und „Poser“ verwendet. Es mag vielleicht etwas hart klingen, trifft aber den Kern. Wer ohne Not auf Kniebeugen oder das Beintraining generell verzichtet, ist auf dem Holzweg und kann es nicht ernst meinen. Andernfalls würde er sich den ohnehin schweren Weg zum Muskelwachstum nicht mit selbstgelegten Steinen erschweren. Schließlich ist das Beintraining einer der Schlüssel zum effektiven Muskelaufbau. Und das ist nur einer der Gründe, warum man die Hacksen nicht vernachlässigen darf.

Grund 1: Die Optik

Sicher, gerade habe ich noch vom großartigen Einfluss des Beintrainings auf das Muskelwachstum erzählt und jetzt springe ich zu einem so subjektiven Thema. Ziemlich enttäuschend, aber durchaus nicht unüberlegt. Schließlich ist doch die Optik einer der Hauptgründe für viele, überhaupt erst mit dem Sport zu beginnen. Dicke Arme, ein breites Kreuz und eine kräftige Brust – das ist die heilige Dreifaltigkeit des männlichen Bodybuildings. Die Frauen stehen schließlich drauf, richtig?

Falsch! Es mag zwar so sein, dass einige Frauen auch einen Blick auf den Oberkörper werfen, der Blickfang #1 bleibt aber der Allerwerteste. Das ist durchaus evolutionär begründbar und wird sich deshalb auch zukünftig nicht ändern. Fakt ist auch, dass Beinübungen (besonders Kniebeuge) eben diese Region ansprechen. Zudem darf man die Proportionen nicht vergessen. Verzichtet man dauerhaft darauf, die Hacksen zu quälen, stellt sich ein ordentliches Ungleichgewicht ein. Wenn die Oberarme auf Beinstärke angeschwollen sind, sieht das einfach nur unästhetisch, bisweilen sogar lächerlich aus. Erstrebenswert nur, wenn man die Römer aus den Asterix-Comics zum Vorbild hat.

Grund 2: Die hormonellen Auswirkungen

Ob man diese Figur tatsächlich entwickelt, bleibt übrigens fraglich. Denn ein weiterer Fakt ist, dass Trainierenden, die auf Beintraining verzichten, es beim Muskelaufbau wesentlich schwerer haben. Einige Studien konnten zeigen, dass Kniebeugen durch die hohe Belastung den Hormonhaushalt positiv beeinflussen. Die vermehrt ausgeschüttete Wachstumshormone wirken dann aber nicht nur in den Beinen, sondern auch im restlichen Körper. Sprich: Arme, Brust und Rücken werden schneller dicker.

Ein Extrembeispiel dafür wäre ein Experiment, von dem ich allerdings nur im Netz gelesen habe. Eine Studie soll gezeigt haben, dass Beintraining alleine schon zum Muskelwachstum am Oberkörper führt. Demnach durften die Probanden über längere Zeit nur Beugen, zeigten aber im Anschluss Zuwächse in allen Körperregionen. Ob Ammenmärchen oder Realität: Die Erfahrung vieler Sportler zeigt, dass sich harte Beineinheiten positiv auf die Leistungsfähigkeit aller Muskelgruppen auswirkt. Und sei es nur, durch die gestiegene Laktattoleranz und die verbesserte Kondition.

Grund 3: Die generelle Fitness

Die größten Muskeln des menschlichen Körpers sitzen in den Beinen. Dementsprechend erschöpfend ist ein gutes Beintraining. Wenn beim Kniebeugen oder Kreuzheben bis zu 70 Prozent der Muskelmasse des Körpers in Wallung gebracht werden, dann ist das nicht nur für die betroffenen Regionen eine Belastung. Die Auswirkungen auf unser Herz-Kreislauf-System sind ebenfalls enorm. Da jede Muskelfaser optimal mit Blut versorgt werden will, bekommt die Pumpe ordentlich  zu tun. Genau genommen könnte man einen Satz Kniebeugen mit einem Sprint vergleichen.  Und weil man ja im Idealfall als Sportler nicht nur fit aussieht und aussehen will, sondern auch fit sein möchte, steht das Beintraining ganz oben auf der Liste – besonders dann, wenn auf Ausdauersport im eigentlichen Sinne verzichtet wird.