Heute kommt endlich mein Freundin zu Wort und schildert ihre Eindrücke und Erfahrungen beim Klimmzug-Experiment. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen:
Das farbige, dicke Kreuz im Kalender war mein Ziel. Nach fünf Jahren Heimtraining mit Gewichten und Expandern sowie einem Jahr Fitnessstudio sollte sich endlich etwas tun. Das Kreuz hatte an dem Tag in meinen Kalender zu wandern, an dem ich meinen ersten Klimmzug schaffe.
Ja, ich gehöre zu den Menschen, die ihr eigenes Gewicht nicht in die Luft heben können. Schon traurig. Trotz der fünf Jahre mehr oder weniger regelmäßigem Sports (zu Hause, Studio, Bouldern, Joggen) schaffte ich es nicht. Mein Ziel war also schon lange klar: Jetzt will ich es packen!
Aber warum ist mir das wichtig gewesen? Nicht viele Frauen können Klimmzüge machen. Die Männer sind da wohl im Vorteil, denn offensichtlich fällt es denen nicht so schwer. In meinem Verständnis würde es von Stärke und Selbstbewusstsein zeugen, wenn eine Frau das schafft. Ich bewundere solche, die es können und wollte nun auch mal bewundert werden…
Leistungsmäßig war ich einigermaßen gut trainiert. Grundübungen wie Kniebeuge und Liegestütze sowie spezielle Übungen für bestimmte Muskelpartien (z. B. Latziehen, Schulterdrücken, Wadenheben) waren schon immer im Trainingsplan verankert und ich konnte auch diesbezüglich schon Erfolge verbuchen.
Ich ging also hoch motiviert und vorbereitet an das neue Projekt „Mein erster Klimmzug“. Dieses bestand aus Liegestützen und Planks zur Oberkörperkräftigung und -stabilisierung sowie aus Rudern und unterstützten Klimmzügen. Außerdem kann man den Bauch bei jedem Training quälen, sodass dafür zwei Übungen dazukamen und abschließend noch Seilspringen zum Fettabbau, denn wenn der Körper etwas leichter ist, wirds einfacher.
Das Vorgehen mit den aufsteigenden Wiederholungen war mitunter sehr demotivierend, weil es immer mehr wurde, was noch vor einem lag. Man konnte sich erst am Ende richtig freuen, wenn man alles geschafft hatte.
Meine Fortschritte waren anfangs gut, denn ich konnte schnell mehr machen. Jedoch stagnierte irgendwann meine Leistung zeitgleich mit meiner Motivation. Hinzu kam die Unregelmäßigkeit des Trainings(in Woche 3 und Woche 4 ging es etwas durcheinander). Eine kleiner Umstellung auf negative Klimmzüge bzw. das Halten des Körpers in der Klimmzugposition brachte beides kurzzeitig wieder zurück. Dennoch hatte ich am Ende den Klimmzug immer noch nicht in der Tasche. Enttäuschend, aber ich traniere weiter.
Ein paar Gründe für den Misserfolg hatte ich schon genannt, hinzu kommen wahrscheinlich etwas Mogelei bei den unterstützten Klimmzügen (zu viel mit den Beinen gedrückt) und der Schwachpunkt Arme-Schultern-Bereich, wie sich bei einer Probe herausstellte. Meine Arme und Schultern bekamen wohl nicht das nötige Training, um die Belastung eines Klimmzugs durchzustehen. Daran muss ich also noch arbeiten.
Prinzipiell würde ich die Methode weiterempfehlen und selbst auch nochmal machen. Es ist straff gegliedert und kurz. Gut für Leute wie mich, die chronisch an Zeitmangel leiden und beim Sport eine klare Anweisung brauchen. Erfolge sind schnell sicht- und spürbar. Wichtig ist, dass der Antrieb und die Motivation bestehen bleibt, da es stellenweise langweilig wird. Es ändert sich ja nichts groß am Trainingsplan. Aber das liegt vielleicht auch an meinem Empfinden. Ich brauche viel Abwechslung, sonst verliere ich schnell die Lust.
Die Kraftprobe ganz am Anfang ist wichtig, um einen Vergleichswert zu bekommen und die Erfolge auch zu sehen. Ebenso sollte man mal schauen, wo muskeltechnisch die Schwachpunkte liegen und diese zu Schwerpunkten im Trainingsplan machen. Man sollte auch bereit sein, sich ein wenig zu quälen, sodass die letzte Wiederholung auch noch geht. Bei mir klappte es leider nicht, aber das muss bei euch nicht so sein.
Es tut auch kaum weh. Versprochen! Wer die Grundübungen beherrscht, bekommt kaum bzw. keinen Muskelkater. Einzig mit Ermüdungserscheinungen ist zu rechnen, bei denen einfach nichts mehr geht, soviel man auch zieht oder drückt. Der Lohn ist Muskelwachstum sowie -aufbau und vielleicht die ersten Klimmzüge.
Sicherlich lässt sich das Prinzip auch auf andere Ziele im sportlichen Bereich anwenden (z. B. der erste Liegestütz), denn es eignet sich wirklich gut, schnell und effektiv bestimmte Muskelpartien aufzubauen oder auch einfach mal was anderes zu machen als immer nur dreimal zwölf Wiederholungen schaffen.
So, ich hoffe, ich habe euch ein paar Einblicke geben können, wie ich das Training empfunden habe und bin gerne bereit, noch Fragen zu beantworten. 😉
Liebe Grüße